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Oskar Redwitz an Leo Thun, Wien, 22. Dezember 1851
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Regest

Der Dichter und designierte Professor an der Universität Wien Oskar Redwitz bittet Leo Thun um die Erhöhung seines Gehaltes. Redwitz hatte sich zunächst mit dem ihm angebotenen Gehalt von 1.000 Gulden zufrieden gegeben, weil er davon ausgegangen sei, man hätte damit ein gutes Auskommen in Österreich. Nun, da er die Lebenserhaltungskosten in Wien durch eigene Erfahrung kennt, müsse er jedoch mindestens um eine Verdoppelung seines Gehaltes bitten, um für sich und seine Familie ausreichend sorgen zu können. Außerdem bittet Redwitz Thun um Auskunft, wie die Abgeltung seiner Umzugskosten gehandhabt werde. Redwitz teilt Thun zudem mit, dass er – anknüpfend an ein Gespräch mit Thun – Allgemeine Literaturgeschichte und Ästhetik zu seinen Nominalfächern wählen möchte.

Anmerkungen zum Dokument

Schlagworte

PersonalfragenGehaltsfragenUniversität WienGermanistik

Editierter Text

Hochgeborner Herr Graf! Da nach Euerer Excellenz gütiger Versicherung in den nächsten Tagen schon die Einleitung zu meiner Ernennung getroffen werden dürfte, so wage ich es in ehrerbietigster Offenherzigkeit, die Euer Hochgeboren gewiß im ächten Verständnis liebreich aufnehmen, Euerer Excellenz noch einige Momente vorzutragen, auf die ich im Eifer der Rede, als ich die Ehre hatte von Euerer Excellenz huldvollst [empfangen] zu werden, vergessen hatte, und die ich nun Euerer Excellenz auf diesem Wege, um nicht nochmals stören zu müssen, ehrfurchtsvollst mitzutheilen mir erlaube. Als Höchst Ihr Herr Bruder in Frankfurt mir die Berufung gütigst mittheilte, in welcher tausend Gulden Conventionsmünze als Besoldung ausgesprochen waren, da erklärte ich mich damals für den Anfang mit einverstanden, als ich die Verhältnisse Wiens nach denen in Bayern beurtheilte, und theilte diese Erklärung Höchst Ihrem Herrn Bruder auch schriftlich mit, wogegen jedoch Herr Graf mir zu erwiedern die Liebe hatte: „Ich möge mir doch vorher bezüglich der Besoldung das Leben in Wien etwas ansehen.“ In der kurzen Zeit meines hiesigen Aufenthalts bin ich nun aber zu der Überzeugung gekommen, daß das Leben in Wien gerade noch einmal soviel pecuniäre Mittel erfordert als in Baiern , und sonach ohne Zweifel die mir ausgesprochene Besoldung kaum die Hälfte ist von dem, wie ich sie in Frankfurt mir berechnet hatte. Euere Excellenz werden mich daher gewiß nicht der Übertreibung zeihen, wenn ich die Gewißheit auszusprechen mir ehrerbietigst erlaube, daß auch bei Verdoppelung des mir anfangs ausgesprochenen Gehaltes noch immer bedeutende Opfer nothwendig sind, um hier ein auch nur sehr anspruchsloses Leben bestreiten zu können.
Was die Kosten meines Umzugs betrifft, so weiß ich nicht, ob ich eine genaue Berechnung einsenden soll, oder ob es dem hohen Ministerium angenehmer sein dürfte, mir hiefür ein Pauschale huldvollst auszusprechen. Endlich glaube ich Euere Excellenz im Hinblick auf meine mit Höchst Ihnen gepflogene Unterredung nicht zu beleidigen, wenn ich mir die eherbietigste Andeutung zu machen erlaube, wie mir allgemeine Litteraturgeschichte und Ästhetik als Nominalfächer die angenehmsten wären.
Und so kann ich denn Euere Excellenz nur aus ganzem vertrauensvollem Herzen bitten, mir diese sehr unpoetischen Erklärungen verzeihen und den Dichter mit dem angehenden Familienvater liebreich entschuldigen zu wollen.
Ich war so glücklich, von Höchst Ihrem Herrn Bruder mit so hochwollender Liebe beschenkt zu werden und habe der freudigsten Hoffnung durch treues und gewissenhaftes Wirken, dem der liebe Gott seinen reichsten Segen geben möge, auch Euerer Excellenz liebreiche Huld erwerben zu dürfen.
So verharre ich in aufrichtigster Ehrerbietung
Euerer Excellenz ganz gehorsamster
Dr. Oskar Frhr. v. Redwitz
Wien, 22. Dez. 1851

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