Gesamter Bestand

Eduard van der Nüll, August Sicard von Sicardsburg und Heinrich Ferstel an Leo Thun, Wien, April 1856
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Regest

Die Architekten Eduard van der Nüll, August Sicard von Sicardsburg und Heinrich Ferstel unterbreiten dem Minister ihre Vorschläge und Gedanken für die Planungen zum Bau von Universität und Votivkirche. Zunächst waren genaue Vermessungen notwendig. Die geforderte Versetzung der Votivkirche nach hinten kann aus ihrer Sicht erfolgen. Sie führen allerdings einige Vorrausetzungen an, unter welchen eine solche dem geplanten Entwurf der Kirche nicht schaden würde. Dabei gehen sie sowohl von städtebaulichen als auch ästhetischen Überlegungen aus.

Anmerkungen zum Dokument

Zwei beigelegte Blätter enthalten Skizzen und Pläne von der geplanten Position der Kirche und der Universität.

Schlagworte

KultusVotivkircheUniversität Wien

Editierter Text

Euere Excellenz! Um eine technisch artistische[?] Begründung der für den Bau der Votiv-Kirche und der k.k. Universität in Vorschlag gebrachten Gebäudegruppen, und der respectiven Entfernung beider Gebäude von einander, Euer Exzellenz in tiefster Ehrfurcht unterbreiten zu können, war es nothwendig eine genaue Aufnahme des Platzes vorzunehmen, und die Axe in welche die Kirche zu liegen käme zu fixieren, welche Aufnahme der nebengezeichneten Skizze und folgenden Erörterung zu Grunde gelegt wurde. Schon bei den ersten Berathungen über diesen Gegenstand wurde der Wunsch ausgesprochen, die Kirche so weit zurück zu verlegen, daß die jetzt bestehende Circumvallations-Straße in solange unberührt belassen werde, als es die Verhältnisse während der Dauer des Baues in Beziehung einer bequemen Zufuhr der Baumaterialien erheischen werden, da voraussichtlich die Richtung dieser neuen Straße in Verbindung mit der Fortsetzung der Alser-Hauptstraße am Glacis erst später bestimmt werden kann.
Ein vorläufiger Versuch in dieser Richtung, ohne in eine nähere Raumauftheilung der k.k. Universität einzugehen, welches ohne detailierterem Programme nicht möglich war, hat jedoch die Überzeugung hervorgerufen, daß ohne Nachtheil für beide Gebäudeanlagen eine solche Rückung der Kirche im Außmaße von 6 Klaftern möglich sei, und daß wenn man hierdurch die Stellung der Kirche als bedingt annimmt, der Abstand von dem Chore derselben gegen die Front des in dieser Skizze etwas veränderten Universitätsgebäudes sich auf 30 Klafter reduziert.
Die ergebenst unterzeichneten Architekten glauben aber auch hier durch das minimum der Entfernung ausgedrückt zu haben, welche zwischen beiden Gebäuden ohne gegenseitigen Nachtheil anzunehmen wäre, und zwar folgender Gründe wegen:
1. Ist diese Entfernung von 30 Klaftern zwischen der Kirche und Universität durch die Höhen-Verhältnisse der Ersteren bedingt, welche aufstrebenden Verhältnisse bei der Entwicklung der architectonischen Gliederung des Universitäts-Baues vermöge dessen abweichender Bestimmung nicht eingehalten werden können.
2. Fordert die Totalanlage der Kirche mit Rücksicht auf die effektvolle Erscheinung ihrer einzelnen Gebäudemassen und besonders die bei gotischen Kirchen so reiche Chor-Ansicht, daß der Standpunkt des Beschauers nicht zu nahe gerückt werde. Durch ähnliche Rücksichten sah man sich veranlaßt bei der Restauration der Notre Dame Kirche zu Paris einen Platz mit großem Kostenaufwande zu schaffen, welcher die Rückseite des Chores frei macht.
Und als eine der schönsten Anlagen ist die in einer Baumpflanzung sich erhebende Kirche St. Ouen zu Rouen in der Normandie.
3. Der Besorgnis, daß die Votiv-Kirche zu isolirt von dem Universitätsgebäude erscheinen könnte, war durch die beabsichtigte Anlage des letztern darin begegnet, daß es auf den beiden den Platz begrenzenden Hauptstraßen keinen Standpunkt gibt, wo eine freie Durchsicht zwischen Kirche und Universität möglich wäre.
4. Wird die Votiv-Kirche muthmaßlich zur Wallfahrtskirche für das ganze Land, und es kann als solche eine freie Entwicklung ihrer nächsten Umgebung nur als zweckdienlich erachtet werden.
5. Schiene es empfehlenswerth bei einer nachmaligen vielleicht beabsichtigten Erweiterung der Stadt, darauf Rücksicht zu nehmen, daß ein der Würde und den Dimensionen beider Gebäude entsprechender Platz immer reserviert bleibe. Da nun die äußeren Grenzen dieses Platzes durch die beiden schon bestehenden Hauptstraßen nahezu bestimmt sind, so wäre eine Einschränkung dieser Begrenzung nicht zu rechtfertigen, wenn überhaupt die Ansicht zur Geltung gelangt, daß die beabsichtigte Gebäudegruppe ihrer monumentalen Bedeutung wegen, als Centralpunct aller weiteren baulichen Bestrebungen in diesem Stadttheile betrachtet werden könne.
In tiefster Ehrfurcht
van der Nüll von Sicardsburg m.p. Heinrich Ferstl Wien im April 1856

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