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Julius Ficker an Leo Thun, o. O. [Innsbruck], o. D. [2. November 1854]
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Regest

Der Historiker Julius Ficker bedankt sich für die kürzlich erhaltene Mitteilung seiner definitiven Anstellung an der Universität Innsbruck und die damit verbundene Gehaltserhöhung. Für Ficker sind damit alle Unannehmlichkeiten, die der Fortgang aus seiner Heimat mit sich brachte, vergessen. Der Ruf an die Universität Bonn, den er erhalten hatte, sei damit auch erledigt. Julius Ficker äußert sich zudem erfreut darüber, dass der Minister ihm die Unterstützung bei seinen weiteren Forschungen zugesagt habe. Ficker hofft zugleich, dass das Unterrichtsministerium sein Gesuch um Förderung einiger talentierter Studenten bewilligen werde.
Schließlich trägt Ficker noch ein privates Anliegen vor: Sein Vetter August Krahé, der Thun vom Bischof von Münster empfohlen worden war, wurde kürzlich zum Militärdienst eingezogen, was die Ausführung seines Plans, die Organisierung einer päpstlichen Armee, unmöglich machen würde. Für den Fall, dass Thun oder die kaiserlicher Regierung in dem Fall intervenieren könne, teilt Ficker dem Minister mit, welchem Regiment sein Vetter zugeteilt worden ist.

Anmerkungen zum Dokument

Im Nachlass von Julius Ficker im Archiv des IÖG ist das Konzept zu dem Brief erhalten.
Dem Brief liegt ein Schreiben von Julius Jung an einen unbekannten Adressaten. Weinberge, 21. August 1906 bei. Darin bedankt sich Jung für die gewährte Einsichtnahme in den Nachlass von Leo Thun im Zuge seiner Forschungen zur Biografie von Julius Ficker.2

Schlagworte

Universität InnsbruckPersonalfragenGeschichtswissenschaften

Editierter Text

Euer Excellenz, erlaube ich mir, den Empfang des gnädigen, für mich so erfreulichen Schreiben vom 9. vorigen Monats, in dem mich Euer Excellenz von der meine definitive Anstellung und gleichzeitige Gehaltserhöhung betreffenden Allerhöchsten Entschließung in Kenntnis setzen, gehorsamst anzuzeigen. Es bedarf wohl kaum der ausdrücklichen Versicherung, wie sehr das frohe Bewußtsein der in jener gnädigen Bewilligung ausgedrückten, und von Euer Excellenz noch insbesondere hervorgehobenen Allerhöchsten Anerkennung des von mir eingehaltenen Verfahrens dazu beitragen muß, mich alle Unannehmlichkeiten, die der gethaene Schritt für mich mit sich bringen mußte, vollends vergessen und es mich noch weniger bereuen zu lassen, daß ich, so manchen Traditionen meiner Heimath folgend, den kaiserlichen Dienst jedem anderen vorzog und demgemäß auch erneuerte Anträge zur Übernahme der Professur zu Bonn , die mir kürzlich in Folge eines Mißverstehens meines Ablehnungsschreibens unter der Hand gemacht wurden, ablehnte. Es bedarf weiter wohl kaum der Versicherung, wie sehr jene Allerhöchste Anerkennung mir ein Antrieb sein muß, mich derselben, so weit es meine Kräfte gestatten, immer würdiger zu zeigen.
Zugleich fühle ich mich gedrungen, Euer Excellenz meinen wärmsten und aufrichtigsten Dank abzustatten einerseits für die gütige Vermittlung, die jene Allerhöchste Entschließung herbeiführte, andrerseits für die gnädige Versicherung, etwaige Gesuche um Förderung meiner hiesigen Lehrthätigkeit oder anderweitiger wissenschaftlicher Forschungen möglichst berücksichtigen zu wollen. Ich glaube daher auch hoffen zu dürfen, daß ein von mir am 5. August dieses Jahres an das hohe Ministerium abgesandtes Gesuch um Unterstützung der an meinen historischen Übungen theilnehmenden armen Studirenden, nicht ohne Berücksichtigung bleiben werde, falls die Umstände eine solche überhaupt gestatten sollten.
Euer Excellenz werden verzeihen, wenn ich es wage, noch einige Worte über eine Privatangelegenheit hinzuzufügen. Ein naher Verwandter von mir begab sich im September dieses Jahres mit einem bischöflichen Empfehlungsschreiben nach Wien und hatte dort, wenn ich ihn verstehe, die Ehre einer Audienz bei Euer Excellenz. Aus einem Schreiben des hochwürdigen Bischofs von Münster werden Euer Excellenz inzwischen ersehen haben, daß dieser mein Vetter, August Krahé , zum Militairdienst eingezogen ist und damit die Aussicht auf Vollführung seines Plans wohl gänzlich vereitelt wurde. Obwohl er selbst einsieht, wie gering die Aussicht sei, daß hier eine Verwendung der k.k. Regierung eintreten könne, so bittet er mich doch, Euer Excellenz mitzutheilen, daß der hochwürdige Bischof vergessen habe zu bemerken, daß er der 3. Kompagnie des 15. königlich preußischen Infanterieregiments zugetheilt sei, eine Angabe, die im Falle der Verwendung vielleicht eine Beschleunigung ermöglichen würde. Überzeugt, daß, wenn in dieser Sache überhaupt etwas geschehen kann, die Fürsprache des Hochwürdigen Bischofs bei Euer Excellenz jede andere überflüssig macht, würde es mir kaum anstehen, noch ein Wort der Empfehlung für meinen Vetter hinzuzufügen.
Mit größter Hochachtung und Ergebenheit Euer Excellenz ganz gehorsamster
Dr. Ficker, k.k. Professor

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