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Ernst Moy de Sons an Leo Thun, Innsbruck, 9. November 1851
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Regest

Professor Ernst Moy de Sons berichtet von der Situation an der Innsbrucker Universität. Zufrieden äußert er sich dabei über die Leistungen der Studenten, wobei er sich überrascht davon zeigt, dass die italienischen Studenten fleißiger seien als ihre deutschsprachigen Kommilitonen. Gerüchte über eine mögliche Schließung der philosophischen Fakultät erfüllen Ernst von Moy allerdings mit Sorge. Er betont daher die Vorzüge, welche eine philosophische Fakultät in Tirol habe: Dort gebe es nämlich einerseits tüchtige Professoren und andererseits existiere in Tirol eine auf christlicher Basis ruhende Philosophie, die andernorts erst begründet werden müsste. Moy bemerkt jedoch, dass ein guter Historiker in Innsbruck derzeit fehle. Danach kommt Moy auf die Universitätsbibliothek zu sprechen und betont, dass eine gut ausgestattete Bibliothek von großer Wichtigkeit für die Entwicklung der Universität und der Wissenschaften im Allgemeinen sei. Schließlich gratuliert er Thun zur Berufung Höflers nach Prag und hofft, darin auch ein gutes Omen für die Berufung eines Historikers nach Innsbruck sehen zu dürfen.

Anmerkungen zum Dokument

Schlagworte

Universität InnsbruckPhilosophische FakultätGeschichtswissenschaftenUniversitätsbibliothek

Editierter Text

Euer Exzellenz bitte ich meinen innigsten Dank zu empfangen für die wohlwollende und rücksichtsvolle Weise, in der meine letzte Vorstellung in Betreff der von mir zu gebenden Stunden erledigt wurde. Im nächsten Semester werde ich davon profitiren. Für dieses Semester muß gleichwohl die Tiroler Zeitung zurückstehen; denn die Collegien, über Kirchenrecht mit fünf Stunden und Rechtsgeschichte mit vier Stunden wöchentlich, sind im Gange und fordern nun allerdings meine ganze Thätigkeit. Besonders das letztere ist zahlreich und mit großer Theilnahme besucht, und ich habe alle Ursache, mit dem Verhalten der jungen Leute im höchsten Grade zufrieden zu seyn. Überraschend ist mir, daß verhältnismäßig die Welschen noch mehr Eifer zeigen als die Deutschen. Es ist ein dankbarer Boden in Tirol , und es wäre darum überaus schade, wenn er nicht so ausgebeutet würde, wie er es verdiente. Ein durch öffentliche Blätter verbreitetes, bisher nicht widersprochenes Gerücht, als solle nebst anderen auch die hiesige philosophische Facultät eingezogen werden, hat hier große Consternation verbreitet. Ich höre, die ständische Activität wolle eine Vorstellung dagegen unterbreiten und vielmehr um Vervollständigung der hiesigen Universität bitten. Möchte diese Bitte nicht an finanziellen Rücksichten scheitern! Die Tiroler haben wichtige, im Interesse der Monarchie selbst gegründete Ursachen, die Erhaltung ihrer Studien und Studenten im Lande zu wünschen: die Tirolische Atmosphäre ist eine mächtig conservirende. Wir haben hier an Flir und Schönach [Schenach ] und Böhm für die philosophischen Studien tüchtige Kräfte. Bekämen wir noch einen respektablen Historiker, so ließe sich von den Zöglingen der Innsbrucker Schule etwas Ordentliches erwarten. Und wie wichtig ist eine auf christlichem Boden erbaute Philosophie in dieser Zeit! Was man anderwärts mühsam erst begründen müßte, das ist hier schon gegeben und in anerkannter Wirksamkeit. Wie schade, wenn es eingehen sollte! Und welchen niederschlagenden Eindruck müßte es auf die Gesinnung des Landes hervorbringen, das sich bewußt ist, durch die Haltung nicht bloß des Volkes, sondern auch der Mehrzahl seiner im Lande gebildeten Beamten in den Zeiten schwerer Prüfung vor anderen Kronländern sich ruhmvoll hervorgethan zu haben!
Geruhen Euer Exzellenz es mir nicht zur Unbescheidenheit anzurechnen, wenn ich an das zu erinnern wage, was ich bezüglich der hiesigen Universität persönlich sowohl Seiner Majestät als Eurer Exzellenz persönlich vorzutragen die Ehre hatte. Es scheint mir nicht so fast im Interesse des Landes als vielmehr in dem der ganzen Monarchie von der entscheidendsten Wichtigkeit. Gestatten auch die finanziellen Rücksichten jetzt nicht an eine großartige Schöpfung zu denken, ähnlich dem, was die preußische Regierung in gleichem Interesse einst in Bonn gethan, so möchte doch ein allmäliges Aufbauen immerhin statthaft seyn. Dabei wären aber die Bedürfnisse der Bibliothek in erste Linie zu stellen, die vorzüglich im Fache der Geschichte und des Canonischen Rechtes selbst hinter den bescheidensten Anforderungen zurück ist. Wie soll man die jungen Leute zu wissenschaftlicher Thätigkeit anspornen, wenn man ihnen nicht einmal die unentbehrlichsten Quellen und Hilfsmittel dazu an die Hand geben kann?
Die Ernennung Höflers für Prag hat mich innig erfreut, und ich erlaube mir Eurer Exzellenz zu dieser Maßregel meinen herzlichsten Glückwunsch darzubringen. Möchte sie ein glückliches Omen auch für Innsbruck seyn!
Genehmigen Eure Exzellenz den Ausdruck der tiefsten Verehrung und Dankbarkeit, womit ich verharre
Hochdero
unterthänigster Diener
Freih. v. Moy
Innsbruck, den 9. November 1851

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