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Der Trivialschullehrer von Louchov an Kaiserin Elisabeth, Laucha [Louchov], 28. Juni 1854
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Regest

Ein Schullehrer aus dem böhmischen Erzgebirge bittet Kaiserin Elisabeth um eine finanzielle Unterstützung für sich, seine bettlägerige Frau und seine noch unversorgten fünf Kinder. Der Grund für seine Armut ist die allgemeine Not der Bevölkerung, die das Schulgeld nicht bezahlen kann und ihm auch nur geringe Naturalgaben leistet. Er hat somit nur ein geringes Einkommen. Er gelobt, für das Kaiserpaar zu beten.

Anmerkungen zum Dokument

Das Schreiben befindet sich im Nachlass gemeinsam mit zehn weiteren Majestätsgesuchen unter der Signatur A3 XXI D320.

Schlagworte

BittgesuchVolksschullehrerVolksschulen

Editierter Text

Eure Kaiserliche Königliche Apostolische Majestät! Ich allerunterthänigst Gefertigter werfe mich zu den Füßen Euerer k.k. Apostolischen Majestät und unterbreite in tiefster Unterthänigkeit diese meine ehrfurchtvollste Bitte um eine allergnädigste Unterstützung in meiner Noth und gedrängten Lage, in der zuversichtlichen Hoffnung, nicht unerhört zu bleiben.
Ich unterthänigst Gefertigter bin an der Trivialschule zu Laucha [Louchov] am Fuße des böhmischen armen Erzgebirges nächst Preßnitz [Přísečnice] als Lehrer angestellt und arbeite als solcher an derselben nun durch 43 Jahre zur allseitigen Zufriedenheit, habe 10 eheliche Kinder erzogen, wovon 5 noch am Leben und noch unversorgt sind, habe mehrere theure Zeiten, Kriegs- und Nothjahre überstanden; aber das gegenwärtige Jahr und die drückende Noth ist mir unmöglich zu überstehen, wenn nicht Gott das milde, wohlthuende Herz Eurer k.k. Apostolischen Majestät aufschließt und mir durch Allerhöchst dasselbe einige Hilfe zukommen läßt.
Mein gegenwärtiger Gehaltsbezug besteht gemäß adjustierter Fassion in einigen Naturalien, einem Gehaltsbeitrag zu 36 fl 40 kr und 66 fl 30 kr an Schulgelde, dann 50 fl aus dem k.k. Schulfonde, welches zusammen einen jährlichen Gesamtbetrag von 184 fl ausmacht. Allein, da hier die Ernten schon durch einige Jahre mißriethen, so konnten mir die Insassen nicht alles oder doch nur in schlechter Qualität entrichten, und das Schulgeld und der Gehaltsbeitrag wird größtentheils in ausstehenden Resten verwiesen, weil die Leute ganz verarmt sind, keinen Verdienst haben und nicht im Stande sind, das nöthige Brod zu erschwingen.
Unterthänigst Gefertigter kann daher um so weniger auf diese ausstehenden Resten Rechnung machen, als selbe durch die schon versuchten politischen Zwangsmittel nicht einbringlich gemacht werden konnten.
Ja, man muß noch froh und zufrieden seyn, wenn die Eltern ihre Kinder, die oft Nichts im und nur sehr wenig auf dem Leibe haben, in die Schule schicken, wo sie mit Büchern, Papier und Tinte und nicht selten vom Lehrer mit etwas Brod unterstützt werden müssen, um sie zum Lernen zu ermuntern.
Gefertigter selbst aber ist arm, hat oft weder Geld noch Brod im Hause und muß somit sammt Familie die bitterste Noth leiden, weil er nichts mehr zu verstoßen hat und Niemand ohne Geld etwas vorstrecken will und es bei aller Einschränkung und Mäßigkeit eine Unmöglichkeit ist, bei gegenwärtiger Theuerung mit einer Familie von 6 Personen zu leben, um so vielweniger, als seine Gebühren kaum zur Hälfte einbringlich gemacht werden.
Da ich mich nun nicht mehr zu retten und nirgends wo Hülfe aufzusuchen weiß, so flehe ich das edle, milde und großmüthige Herz Eurer k.k. Apostolischen Majestät hiermit um Erbamen an und bitte fußfälligst um eine allergnädigste Unterstützung aus folgenden wahrhaften Gründen:
1. Bin ich Vater von 5 noch unversorgten Kindern, welche um Nahrung und Kleidung flehen und habe
2. ein an Händen und Füßen durch die Gicht gelähmtes bettlägeriges Weib, das täglich Wartung, Pflege und ärztliche Hilfe bedarf.
3. Bin ich selbst 67 Jahre alt, arbeite bereits 50 Jahre unausgesetzt im öffentlichen Schuldienste und muß Schule und Kirche täglich und nicht selten mit hungrigen Magen versehen.
4. Weiß ich mich weder eines moralischen noch politischen Vergehens schuldig und gedenke durch treue Pflichterfüllung und täglich eifriges Gebet für das Wohlergehen unseres allgeliebtesten Allerhöchsten Kaiserpaares mich der Würdigung einer hilfreichen Unterstützung in dieser bedrängten Lage für die alten Tage verdient zu machen und rufe in froher Hoffnung aus: „Hoch lebe unser allgeliebster Kaiser Franz Joseph ! Hoch lebe unsere allgeliebteste Landesmutter Elisabeth!
allerunterthänigster
Joseph [?]
Schullehrer
Laucha, am 28. Juni 1854

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