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Maximilian Tarnóczy an Leo Thun, Salzburg, 17. Juli 1860
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Regest

Der Erzbischof von Salzburg, Maximilian Tarnóczy, bittet den Minister, das Gesuch des Salzburger Diözesanpriesters und Gymnasiallehrers Josef Ampferer um Versetzung vom Gymnasium in Pest an jenes in Salzburg zu unterstützen. Dieser fühle sich in Pest nicht wohl und nähme auch Gehaltseinbußen in Kauf, so der Erzbischof. Ampferer könnte dabei die Stelle des Gymnasiallehrers Otto Gehlen antreten. In diesem Zusammenhang bittet Tarnóczy auch, Gehlen nicht - wie kolportiert wird – unehrenhaft zu entlassen, sondern diesen lediglich zu versetzen. Tarnóczy glaubt, dass Gehlen, der ganz fremd in Salzburg sei und daher bereits zahlreiche Unannehmlichkeiten auf sich genommen habe, dadurch vollkommen ruiniert würde.

Anmerkungen zum Dokument

Schlagworte

GymnasienPersonalfragen

Editierter Text

Hochgeborner Graf! Gestatten mir Euer Excellenz vertrauend auf Hochdero stets bewährte Gewogenheit, eine ergebenste Bitte vorzutragen.
Der Salzburger Diöcesanpriester Jos[ef] Ampferer , derzeit Gymnasiallehrer in Pest und vordem Supplent am hiesigen Gymnasium hat sich mit der angelegentlichen Bitte an mich gewendet, für seine Versetzung an das Gymnasium zu Salzburg ein Vorwort einlegen zu wollen, da ihm einerseits die fremdartigen Verhältnisse an seinem gegenwärtigen Bestimmungsorte wenig zusagen, andererseits seine Anhänglichkeit an seine Mutterdiöcese durch die Gegensätze nur noch mehr Nahrung gewonnen hat. Da ich zuversichtlich hoffe, daß Ampferer sowohl durch seine priesterliche Haltung wie durch seine Leistungen (in Beiden zeichnete er sich jederzeit aus) auch in seiner dermaligen Stellung bestens werde empfohlen haben, so wage ich zu hoffen, daß Euere Excellenz vorkommenden Falles sein zu unterbreitendes Gesuch um Übersetzung an das Gymnasium zu Salzburg zu berücksichtigen geneigt seyn dürften, zumal Ampferer auch seinerseits die für ihn damit verbundene Einbuße am Gehalte sich gerne gefallen läßt. Dabei deutet er die Möglichkeit einer Vertauschung mit dem hiesigen Gymnasiallehrer Gehlen an, von dessen Versetzung aus Salzburg er gehört habe. Und allerdings scheint solches, wo nicht Schlimmeres dem Genannten bevorzustehen, wie ich aus dessen eigenem Munde vernahm, da er jüngst sich mir vorstellte und um Intercedirung für ihn um so inständiger bat, als er das, was seine Schuld sicher zu mildern vermöchte, in seiner Anklage völlig übergangen glaubt. Wohl mußte ich es in diesem Falle ablehnen, für ihn irgend eine Fürsprache einzulegen, zumal auch ich seine Entfernung von Salzburg , die übrigens vor 3 Jahren von heilsamerer Wirksamkeit gewesen seyn würde, für wünschenswerth erachte. Da ich jedoch schon einmal daran bin, Euere Excellenz zu behelligen, so darf ich doch auch nicht vorenthalten, daß nach der allgemeinen Auffassung hier eine entehrende Absetzung, wenn wirklich eine solche im Antrage seyn sollte, denn doch als zu hart erscheine und um so härter, als über das, was Gehlen gegenwärtig zum Vorwurfe gemacht wird, ihm dem freundelosen Fremdling, einmal von Seite derer, denen es oblag, eine Erinnerung, eine Warnung zugegangen, sondern vielmehr ein solches Verhalten beobachtet wurde, das – wenn man eine Anklage beabsichtigte – ihn nur in eine falsche Sicherheit einwiegen mußte. Ich möchte nicht zweifeln, daß der über dies alles tief erschütterte Mann unter charaktervollerer Leitung eine des Vertrauens nicht unwürdige, tüchtige Lehrkraft darstellen könnte; wogegen er nach bereits aufgegebenem Heimatsrechte bei entehrender Entlassung nur seinem gänzlichen Ruine entgegengeht.
Ohne auf weiteres mich einzulassen, habe ich nur Hochdieselben zu bitten, mir das, worin ich, wenn schon unberufen, der Wahrheit Zeugnis zu geben mich aufgefordert fühlte, nicht ungütig nehmen zu wollen und es erübriget mir nur noch die Erneuerung meiner eingangs vorgetragenen ergebensten Bitte, den Gymnasiallehrer Priester Ampferer in Pest eventuell zu huldvoller Gewährung seines Wunsches nach Rückversetzung an das hiesige Gymnasium hochgewogenst empfohlen seyn zu lassen.
Genehmigen Hochdieselben den erneuerten Ausdruck der unbegränzten Verehrung und Hochachtung, mit de ich die Ehre habe zu geharren
Euere Excellenz ergebenster Diener
Maximilian F. v. Tarnóczy Erzbischof
Salzburg, den 17. Juli 1860

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