Gregor Zeithammer an Leo Thun, Prag, 5. April 1858
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Regest
Gregor Zeithammer, Gymnasialinspektor für Böhmen, übermittelt seine
Vorschläge in der Diskussion um die Änderung des Gymnasiallehrplans.
Sein Vorschlag weicht von seiner letztjährigen Ansicht, als er sich dem
Gutachten Franz Effenbergers angeschlossen hatte, etwas ab.
Grundsätzlich schlägt er eine Vermehrung der Lateinstunden im
Untergymnasium auf Kosten des Unterrichts in den Landessprachen, der
Mathematik und der Naturgeschichte vor. Für Naturgeschichte und Physik
schlägt er eine alternative Verteilung vor. Griechisch soll im
bisherigen Ausmaß unterrichtet, Mittelhochdeutsch fortan bloß an den
Universitäten gelehrt werden.
Euere Excellenz!Obwohl ich meiner Pensionirung entgegensehe und fortwährend kränkle, so
interessirt mich doch sehr die Debatte über den Lehrplansabänderungsentwurf, und
es drängt mich in Beiliegendem auch meine Stimme darüber abzugeben. Sie ist
etwas abweichend von dem Gutachten Effenberger
Priester, Direktor des Gymnasiums in Leitmeritz, ab 1850 Schulrat
außerhalb der Landesbehörde, später Landesschulinspektor für
Böhmen
Erwähnt in
Gregor Zeithammer an Leo Thun Prag, 22. August 1853 Gregor Zeithammer an Leo Thun, Prag, 22. August 1853Digitale Edition der Korrespondenz von Leo von Thun-Hohenstein
Johann Maresch an Unbekannt Prag, 15. Februar 1855 Johann Maresch an Unbekannt, Prag, 15. Februar 1855Digitale Edition der Korrespondenz von Leo von Thun-Hohenstein
Johann Kleemann an Leo Thun Prag, 17. April 1853 Johann Kleemann an Leo Thun, Prag, 17. April 1853Digitale Edition der Korrespondenz von Leo von Thun-Hohenstein
Michael Josef Fesl an Leo Thun Wien, 3. Mai 1850 Michael Josef Fesl an Leo Thun, Wien, 3. Mai 1850Digitale Edition der Korrespondenz von Leo von Thun-Hohenstein
Gregor Zeithammer an Leo Thun Prag, 5. April 1858 Gregor Zeithammer an Leo Thun, Prag, 5. April 1858Digitale Edition der Korrespondenz von Leo von Thun-Hohenstein
Ludwig Lange an einen Ministerialrat im Ministerium für Kultus und Unterricht Prag, 1. Mai 1859 Ludwig Lange an einen Ministerialrat im Ministerium für Kultus und Unterricht, Prag, 1. Mai 1859Digitale Edition der Korrespondenz von Leo von Thun-Hohenstein
Franz Effenberger an Leo Thun Pilsen, 12. November 1853 Franz Effenberger an Leo Thun, Pilsen, 12. November 1853Digitale Edition der Korrespondenz von Leo von Thun-Hohenstein
’s, dem ich mich vom Urlaub im vorigen Juli
zurückkehrend einfach anschloß, obgleich ich den Entfall des geometrischen
Anschauungsunterrichts und der Naturwissenschaften im Untergymnasium bedauerte.
Mich beruhigte, daß principiell am gegenwärtigen Plane festgehalten wurde, wenn
man gleich die Übelstände der Ausführung anerkannte. Nach meinem Vorschlag
gewinnt das Latein in jeder Classe 1 Stunde, in der 4. wegen der wichtigen und
schwierigen Tempus- und Moduslehre 2 Stunden, zusammen 9 Stunden. Dagegen
verlieren aus den dort angegebenen Gründen die Landessprachen 1 Stunde, die
Mathematik 1 Stunde und die Naturgeschichte 1 Stunde – geometrische
Anschauungslehre und Naturwissenschaften im Untergymnasium bleiben, letztere in
etwas veränderter Anordnung, wodurch zugleich der Wechsel der Lehrer in der 3.
Classe entfällt, da jetzt nach dem I. Semester der Naturhistoriker 2 Stunden
weniger und der Physiker mehr hat – ein Übelstand bei der Vertheilung. Die zwei
mathematisch-naturwissenschaftlichen Lehrer haben dann genau 40 Stunden, in die
sie sich gut theilen können, anstatt, daß sie nach dem Entwurf auch noch andere
Fächer übernehmen müßten. Das Griechische bleibt unberührt, was sehr zu wünschen
ist. Das Mittelhochdeutsche mag namentlich in Ländern mit gemischter Sprache
ganz entfallen; es gehört eigentlich auf die Universität für Candidaten der
deutschen Sprachwissenschaft. Das sind Ansichten, mit denen ich mich schon
lange herumtrage und die ich hie und da in den Äußerungen wiederfinde;
vielleicht daß Euere Excellenz etwas darin einer Beachtung werth finden.
Genehmigen den Ausdruck unbegrenzter Dankbarkeit und Verehrung, womit ich
die Ehre habe zu geharren.Euer Excellenz unterthänigster Gregor ZeithammerPrag, am 5. April 1858
Königreich Böhmen Lehrplan für das Schuljahr 185. Gymnasium ...
Klasse
Religion
Latein
Griechisch
Deutsch
Böhmisch zweite Landessprache
Geographie und Geschichte
Mathematik und Philosophische Propädeutik
Naturgeschichte und Physik
Stundenzahl
I.
9 Stunden
3 Stunden in deutschen Gegenden, 2 Stunden anderwärts
0 in deutschen Gegenden, 2 Stunden anderwärts
2 Stunden Geologie
Keine Vermehrung
II.
9 Stunden
2 Stunden
2 Stunden
Erweiterter geographischer Unterricht
2 Stunden 1. Semester Mineralogie 2. Semester Botanik Die in der
3. Classe entfallende Stunde wird bei dem erweiterten geographischen
Unterricht ersetzt
III.
7 Stunden
2 Stunden
2 Stunden
nach selbständigen Lehrbüchern
2 Stunden Physik
IV.
8 Stunden Im Untergymnasium alle Wochen eine Prüfung
2 Stunden
2 Stunden
2 Stunden Physik
V.
7 Stunden Wiederholte Einübung der Syntax
2 Stunden wie sonst
2 Stunden
3 Stunden Da die Mathematik ohnehin 1 Stunde in der 8. Classe
gewann
VI.
7 Stunden ebenso
2 Stunden
2 Stunden
VII.
6 Stunden
2 Stunden
2 Stunden
VIII.
6 Stunden
2 Stunden Die Landessprache, die 3 Stundenzahl, kann
(ohnehin meist in den Classen abwechselnd) ohne Gefahr 1 Stunde
abgeben, da sie Mutter- oder Unterrichtssprache oder beides ist, und
weil auch beim altdeutschen Sprachunterricht vergleichend mit den
Landessprachen vorgegangen wird. 2 Stunden
Gute Lesebücher, neue für die Geographie und geometrische Anschauungslehre
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Staatliches Gebietsarchiv Leitmeritz, Zweigstelle
Tetschen-Bodenbach
Familienarchiv Thun-Hohenstein, Linie Tetschen, Nachlass Leo
Thun
A3 XXI D449
Gregor Zeithammer, Gymnasialinspektor für Böhmen, übermittelt seine
Vorschläge in der Diskussion um die Änderung des Gymnasiallehrplans.
Sein Vorschlag weicht von seiner letztjährigen Ansicht, als er sich dem
Gutachten Franz Effenbergers angeschlossen hatte, etwas ab.
Grundsätzlich schlägt er eine Vermehrung der Lateinstunden im
Untergymnasium auf Kosten des Unterrichts in den Landessprachen, der
Mathematik und der Naturgeschichte vor. Für Naturgeschichte und Physik
schlägt er eine alternative Verteilung vor. Griechisch soll im
bisherigen Ausmaß unterrichtet, Mittelhochdeutsch fortan bloß an den
Universitäten gelehrt werden.
Beilage: Gregor Zeithammers Vorschlag für die
Abänderung des Gymnasiallehrplans.
Regest
Gregor Zeithammer, Gymnasialinspektor für Böhmen, übermittelt seine
Vorschläge in der Diskussion um die Änderung des Gymnasiallehrplans.
Sein Vorschlag weicht von seiner letztjährigen Ansicht, als er sich dem
Gutachten Franz Effenbergers angeschlossen hatte, etwas ab.
Grundsätzlich schlägt er eine Vermehrung der Lateinstunden im
Untergymnasium auf Kosten des Unterrichts in den Landessprachen, der
Mathematik und der Naturgeschichte vor. Für Naturgeschichte und Physik
schlägt er eine alternative Verteilung vor. Griechisch soll im
bisherigen Ausmaß unterrichtet, Mittelhochdeutsch fortan bloß an den
Universitäten gelehrt werden.